Die Zeit In Orléans werde ich nie vergessen! Es war eine Erfahrung die sich in jedem Fall lohnt. Zu Beginn hatte ich zugegebenermaßen ein wenig Angst, nach Orléans zu gehen, so ganz alleine und ohne zu wissen was mich erwartet, doch jegliche Angst war unbegründet.
An meinem ersten Arbeitstag bei der Postbank befand ich mich bereits in der Eingangshalle in Gesellschaft von etwa zwanzig anderen Jugendlichen, die gleichzeitig mit mir einen befristeten Arbeitsvertrag begannen.
An diesem Morgen hatten wir eine einführende Veranstaltung, um die noch ausstehenden Formalitäten zu klären und uns mit den Gepflogenheiten der Postbank bekannt zu machen. Anschließend wurden wir über den Ablauf der nächsten drei Wochen bei der Postbank informiert.
Ich selbst war in der Abteilung „Pole Sofi“ mit zwei anderen Jugendlichen, die ich bereits bei der morgendlichen Einführung kennengelernt hatte, tätig. In dieser Abteilung herrschte stets ein angenehmes Arbeitsklima und unsere Kollegen waren überaus liebenswert. Wenn wir eine Frage oder auch nur das kleinste Problem hatten, zögerten sie nicht, uns sofort zu helfen. Manchmal wurde uns sogar die Arbeit mit kleinen Naschereien versüßt.
Mittags stand uns eine Kantine mit reichhaltiger Speisenauswahl zur Verfügung. Jedoch an sonnigen Tagen zogen wir ein Sandwich aus der Cafeteria dem Kantinenessen vor, zumal wir dieses auf der Terrasse essen konnten. Das Finanzzentrum in „La Source“ ist ein beeindruckend großes Gebäude von dessen Terrasse wir sehr profitierten, da sie einen tollen Blick über fast ganz Orléans bietet.
Sara, ebenfalls eine Teilnehmerin am Jumélageprogramm, arbeitete eine Etage unter mir, in der für den Kurier zuständigen Abteilung. Durch sie lernte ich ihre Kollegen kennen, die für gewöhnlich am Nachmittag eine Kaffeepause machten und mich netterweise immer dazu einluden. Nie werde ich die kleinen, oft so unterhaltsamen Pausen vergessen! Dort habe ich nicht nur zahlreiche französische Redewendungen, sondern auch viel Wissenswertes über Orléans, die Loire und ihre Umgebung gelernt.
Was mir besonders gefallen hat, war die Tatsache, dass wir die Möglichkeit hatten fast alle Abteilungen der Postbank zu besichtigen. Mindestens dreimal pro Woche wurden für uns kleine Führungen organisiert, um uns einen kurzen Überblick über alle Abteilungen und deren Aufgabengebiete zu geben. Wir hatten unter anderem das Glück, den Hochsicherheitsbereich der Produktion der Scheckhefte betreten zu dürfen. Eine sehr temperamentvolle junge Dame erklärte uns die verschiedenen Etappen der Produktion, angefangen von den riesigen Papierrollen bis hin zum fertigen Scheckheft. Die Angestellten im Kundenservice beeindruckten mich sehr. Wir durften ein Beratungsgespräch mit anhören, das uns zeigte, dass dies oft keine leichte Arbeit ist.
Sara und ich wohnten Tür an Tür in einem Studentenwohnheim, welches ca. zehn Minuten von dem Finanzzentrum entfernt lag. Jeder von uns verfügte über ein kleines sehr komfortables Appartement mitsamt Küche und sogar einem eigenen Bad. Marie-Ange, die Verantwortliche für die Jumélages kümmerte sich rührend um uns und versorgte uns mit allem… selbst mit Geschirr!
„La Source“ ist ein Viertel am Rande von Orléans, aber da sich die Tramstation direkt vor unserem Appartement befand, benötigten wir nur wenige Minuten um ins Stadtzentrum zu gelangen.
Da wir von Montag bis Freitag arbeiteten, blieben Sara und mir die Wochenenden um die kulturellen Schätze der Region zu erkunden. Orléans ist eine Stunde von Paris entfernt und direkt an der Loire gelegen, es bietet somit den idealen Ausgangspunkt für Ausflüge in der Region Loiret. Die Schlösser, welche fast immer mit dem Zug erreichbar waren, gefielen mir sehr. Unseren allerersten Ausflug machten wir nach Amboise, Sara und ich hatten Glück, da genau an diesem Tag das „Fest des Weines“ stattfand. Sowohl eine Band, die traditionelle französische Lieder spielte, als auch der Handwerkermarkt trugen zu einer unvergesslichen Stimmung bei. Am letzten Wochenende besichtigten wir das Schloß in Blois. Es war ein unglaubliches Erlebnis, denn als wir dort ankamen, fühlten wir uns zurück ins Mittelalter versetzt. Eine Gruppe, in für damals typischer Kleidung, kreuzte unseren Weg. Kein Hirngespinst, sondern ein von der Schloßleitung organisiertes Spektakel, wie uns eine Angestellte später aufklärte.
Patricia, eine sehr charmante Dame, welche gleichzeitig meine Chefin war, führte Sara und mich zwei Mal ins Restaurant aus. Sie zeigte uns die kulinarischen Besonderheiten, die typisch für Frankreich sind, wie beispielsweise Crêpes mit Maronencreme.
Je näher mein letzter Arbeitstag rückte, desto trauriger wurde ich, da dies auch eine baldige Rückkehr nach Deutschland bedeutete. Die Kollegen von Sara überraschten uns zudem mit einer kleinen Feier, die aus einem liebevoll dekorierten Tisch mit vielen Kuchen, einem großartigen Sänger uns zahlreichen Geschenken bestand. Schweren Herzens und voll beladen trat ich meinen Heimweg an.