Cap MartinMeine Motivation, in einem französischen Feriendorf zu arbeiten

Frankreich ist schon seit einiger Zeit ein ganz großes Thema in meinem Leben. Nachdem ich an mehreren Schüleraustauschen teilgenommen und schließlich auch für sechs Monate in Lyon gelebt habe, hat mich mein Vater auf einen Aushang für Ferienarbeitsplätze aufmerksam gemacht. Ich war sofort begeistert von der Idee, im Sommer in Frankreich zu arbeiten und habe mich schnell beworben. Einige Wochen später habe ich mich sehr gefreut, eine Zusage zu bekommen. Toll war auch, dass ich eigentlich erwartet hatte, als Briefträgerin zu arbeiten, dann aber einen Job als Rezeptionistin in einem Feriendorf angeboten bekam. Und dann durfte ich auch noch an die Côte d´Azur! Mein Sommer konnte nur perfekt werden!

 


 

Vorstellung von Azurèva
Azurèva ist das französische Pendant zum Erholungswerk der Post und der Telekom, wobei seit einigen Jahren auch Nicht-Post- oder Telekom-Mitarbeiter dort Urlaub machen können. Es gibt 39 Azurèva-Ferienanlagen in ganz Frankreich. Bis 2001 hieß Azurèva noch Vacances P.T.T.
Azurèva Roquebrune ist eines der größten Azurèva-Feriendörfer, bietet Platz für rund 500 Personen und hat rund 50 Angestellte.

Meine Erfahrungen bei Azurèva Roquebrune
Nachdem ich zwölf Tage in Lyon verbracht hatte, bin ich am 31. Juli nach Roquebrune gefahren. Kaum am Bahnhof angekommen, wurde ich von Jean-Marc, dem Direktor abgeholt. Als wir dann im Feriendorf angekommen sind, stellte er mir meine Kolleginnen vor und meine Kollegin Julie zeigte mir alles.
Mein erster Arbeitstag
Als ich an meinem ersten Arbeitstag um 9 Uhr an die Rezeption kam, wurde ich von meiner Kollegin Monique eingewiesen. Ganz schön viel auf einmal, so dass ich mal fast alles mitgeschrieben habe. Einfache Aufgaben wie Animationen in den Computer eintragen, Kartons falten und Mappen zusammenstellen, Postkarten und Waschchips verkaufen habe ich gleich  gemacht.
Kolleginnen an der RezeptionMeine Kolleginnen an der Rezeption (Foto von links: Véronique, Sylvie, ich, Monique und Aline, fehlend: Céline, Cécile und Julie) waren sehr verständnisvoll und geduldig mit mir, was ich ihnen hoch anrechne, da ich teilweiße sehr viele Fragen gestellt habe.
Schwierig war es, als mir Fragen gestellt wurden wie "Wie komme ich am schnellsten nach Nizza?“ oder „Wann muss ich die Minigolfschläger zurückbringen?", da ich ja selbst erst am Vortag angekommen war und mich noch nicht gut auskannte. Umso schöner war es dann, wenn jemand einfach nur eine Rolle Toilettenpapier wollte.
Zuerst habe ich mich nicht so wirklich getraut, ans Telefon zu gehen. Julie tat mir ganz schön leid, da am ersten Tag wirklich viel los war und sie die ganze Zeit ans Telefon gehen musste. Monique hat mir dann aber gesagt, dass ich einfach rangehen soll. Wenn ich die Frage nicht beantworten kann,  soll ich sagen "Einen Moment bitte, ich frage kurz nach." Und das habe ich dann auch gemacht: "Azurèva Roquebrune Corinna Bonjour!"


Aus Aufregung wird Alltag
Mit der Zeit kam ich immer besser in den Job rein. Klar, dass man besser erklären kann, wie man nach Nizza oder nach Monaco kommt, wenn man es selbst schon mal gemacht hat. Und da ich meine freien Tage genutzt habe, um die Gegend zu erkunden, konnte ich bald mit Leichtigkeit die meisten gefragten Ziele erklären.
Meine Aufgaben an der Rezeption waren unter anderem Kunden zu begrüßen und zu verabschieden, Informationsmappen und Umschläge zusammenstellen, Eintrittskarten und diverse andere Artikel zu verkaufen, Kunden ihre Rechnung begleichen zu lassen, das Übersetzen von Briefen und Info-Materialien ins Deutsche und ins Englische und weitere Sekretariatsarbeiten.
Am Sonntag kamen immer fast alle Kunden, deshalb war das eindeutig der stressigste Tag der Woche. Nachdem die Kunden angekommen waren, boten wir ihnen etwas zu trinken an und zeigten ihnen dann das Feriendorf. Da kamen einige gelaufene Meter zusammen.
Es war toll, wenn ich meinen Kolleginnen weiterhelfen konnte, als wir Nicht-Franzosen als Kunden hatten, da meine Kolleginnen gar nicht oder kaum Englisch und Deutsch sprechen. Die deutschen Kunden haben sich auch immer sehr gefreut, wenn sie auf Deutsch empfangen wurden und sich nicht mit Händen und Füßen verständigen mussten.
Die Kunden waren meistens sehr freundlich und geduldig. Wenn ich durch das Feriendorf gelaufen bin, grüßten die Kunden und ich uns immer gegenseitig. Ich finde, dass ich eine schöne Rolle im Feriendorf hatte, da ich die Kunden bei der Ankunft empfangen, dann begleitet und schließlich verabschiedet habe.
Den Pool des Feriendorfes habe ich sehr genossen. Das Feriendorf liegt nicht direkt am Strand, sondern 1, 5 km entfernt auf einem Hügel (15 min zu Fuß abwärts). Nicht so toll fand ich, dass es nicht sehr viele Busse direkt ins Feriendorf gab. Wenn man abends weggehen wollte, musste man entweder die Treppen runter und dann wieder hoch gehen oder sich mit jemandem anfreunden, der ein Auto hat - gut, dass ich das gemacht habe.
AntibesFast den ganzen Monat über hatten wir sehr schönes Wetter und es war ganz schön heiß. Beim Arbeiten kam man da schon ins Schwitzen. In meinem Zimmer hatte es sogar nachts bis zu 31 °C. Vivent les ventilateurs!
Die 35 Stunden Arbeit pro Woche fand ich angenehm. So hatte ich, obwohl ich voll gearbeitet habe, die Möglichkeit, die Gegend zu erkunden. Ich habe Cannes, Antibes, Nizza, Monaco, die Altstadt von Roquebrune, Menton und Vinitmiglia (Italien) angeschaut. Besonders toll war der Sandstrand in Antibes, da es an der Côte d´Azur oft nur Kiesstrände gibt. Ein atemberaubender Blick bot sich uns auf dem Nachtspaziergang in die Altstadt von Roquebrune. Auf dem Weg sieht man den Cap Martin und Monaco, was beleuchtet einen sehr schönen Blick bietet.
Der Hafen von Monaco bei Nacht ist ein ganz besonderes Erlebnis. Genauso exklusiv wie der Blick auf den Hafen sind allerdings auch die Preise in den Clubs… 13 € und mehr für ein Glas sind keine Seltenheit.
MonacoZwei Lieder, die ich immer mit meinem Monat in Roquebrune assoziieren werde, sind „J´aimerais trop“ und „Corde à sauter“, da die Animateure mit den Kunden darauf regelmäßig getanzt haben. Es gab im Feriendorf diverse Tages- und Abendanimationen, wie unter anderem Wassergymnastik, Casino-Abende, Karaoke, im Mittelmeer Kajak fahren (was ich auch gemacht habe), ein Kabarett der Animateure und Boule-Tourniere.
Unter den Ferienarbeitern und auch mit meinen anderen Kollegen haben wir es immer ziemlich lustig und ich habe im Feriendorf schnell Anschluss gefunden. Meine Kollegen haben mich oft gefragt, ob ich Lust habe, mit in ein Restaurant, eine Disko, eine Bar oder an den Strand mitzukommen. Oft bin ich gerne mitgekommen. Ärgerlich war es nur, wenn wir verschiedene freie Tage hatten.

Fazit aus meinem Monat in Roquebrune
Mein Job gefiel mir gut, war zwar manchmal sehr anstrengend (wenn fünf Kunden am liebsten gleichzeitig bedient werden wollten oder wenn die Leute am Telefon so einen starken Akzent hatten, dass ich sie nicht verstanden habe), aber eine tolle Herausforderung, die meistens viel Spaß gemacht hat! Außerdem war ich stolz darauf, die einzige deutsche Angestellte im Feriendorf zu sein.
Vielen lieben Dank an die für die Ferienjobs in Frankreich Verantwortlichen von Jumelages Européens PTT e.V.! Es ist super, dass es Menschen gibt, die sich dafür engagieren, dass junge Erwachsene wie ich solche Auslandserfahrungen machen können!
Ich kann mir gut vorstellen, in den Ferien wieder in Roquebrune oder in einem anderen Feriendorf zu arbeiten und finde an der Arbeit im Tourismus interessant, dass man in den schönsten Gegenden arbeiten und gleichzeitig eine Menge neuer Leute kennenlernen kann.
Ich bedanke mich für diesen heißen, ereignisreichen, tollen, anstrengenden und vor allem unvergesslichen Monat und sage: À plus!
Corinna Wilhelm