borg3.180Noch einmal nach Nantes, dort bei der französischen Post arbeiten und die Leute der Jumelages Sektion wiedertreffen? Dieser Gedanke gefiel mir gut, weshalb ich mich dieses Jahr dazu entschied, mich erneut auf einen Ferienarbeitsplatz zu bewerben. Zuerst hatte ich Zweifel, dass ich nicht viel Neues erleben werde, aber die Vorfreude auf die Stadt und die lieben Jumeleure überwogen. Glücklicherweise passte der Arbeitsplatz sowie der Zeitraum super und ich hatte die Möglichkeit erneut nach Nantes zu reisen. Dass ich bereits einiges kannte, stellte sich als großer Vorteil dar.

Ich wusste wo und wie ich wohnen würde, wie ich zur Arbeit komme, welche Aufgaben mich auf der Arbeit erwarten, wo der nächste Supermarkt ist und ich konnte mich auf die Leute der Jumelages Sektion in Nantes und meine Kollegen freuen.

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Mit den Jumeleuren unternahm ich wieder einiges. Bei dem warmen Wetter bot sich ein Besuch der Atlantikküste an, wo wir einen gesamten Tag mit picknicken, baden und plaudern verbrachten. Alle waren sehr interessiert und freundlich und ich hatte schon bald keine Hemmungen mehr, Französisch zu sprechen. Ich wusste, dass mir immer geholfen wird, falls ich ein Wort nicht finde. Es war zwar ein Jahr her, dass ich das letzte Mal Französisch gesprochen hatte, nach ein paar Tagen gewöhnte ich mich aber wieder daran und mir fielen nach und nach wieder viele Wörter ein. Natürlich lernte ich auch einige neue kennen, was durch das Zusammensein mit den Franzosen fast von allein geschieht.

 

Außer dem Ausflug an den Atlantik gingen wir noch in eine Crêperie und machten einen Ausflug an die Loire. Meist organisierten wir ein großes Picknick, zu dem jeder etwas mitbrachte. Das gefiel mir besonders gut, denn so hatte ich die Möglichkeit, viele verschiedene französische Spezialitäten zu probieren. Ein großes Lob für die Koch- und Backkünste, das war sehr lecker!Alle Jumeleure kümmerten sich übrigens ganz rührend. Es war nichts zu aufwendig, umständlich oder stressig. Alles wurde entspannt und für jeden zufriedenstellend gelöst. Ich wurde immer nach meiner Meinung gefragt und durfte so viel mitentscheiden.

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Ich arbeitete wieder nachts im Briefverteilungszentrum. Meine Aufgaben bestanden hauptsächlich aus der Bedienung der Maschinen. Ich kannte die Arbeitsabläufe bereits aus dem letzten Jahr, weshalb ich mich wieder schnell an die Arbeit gewöhnte. Ich verstand diesmal allerdings einige Dinge, die ich letztes Jahr als sehr kompliziert empfand und lernte so also doch noch etwas dazu. Zur Arbeit musste ich ca. 30 Minuten mit der Bahn fahren. Meine Kollegen waren alle sehr nett und hilfsbereit. Sie erklärten mir alles geduldig und ich fühlte mich sehr wohl dort. Es arbeiteten sogar einige Studenten dort, die Semesterferien hatten. Mit ihnen konnte ich mich in den zwei Pausen sehr gut unterhalten. Es war zuerst schwierig, sich an den veränderten Tagesrhythmus zu gewöhnen, nach einiger Zeit hatte mein Körper sich aber umgestellt und ich war nachts wacher. Da ich nur vier Nächte die Woche arbeitete, hatte ich auch Tage, an denen ich nicht tagsüber geschlafen habe, sondern die Stadt erkunden konnte.borg4 Ich schätze diese Erfahrung des Nachtarbeitens sehr und würde jedem empfehlen, nicht davor zurückzuschrecken.
Wie letztes Jahr wohnte ich im Cité Universitaire „Chanzy“, nur drei Straßenbahnstationen von der Innenstadt entfernt. Mein Zimmer war zwar nur ca. 9qm groß, inklusive des Luxus eines eigenen kleinen Bades, hatte dafür aber viel Stauraum und reichte für die paar Wochen total aus. Ich kochte öfters in der Gemeinschaftsküche, die aber leider von den anderen Bewohnern meist ziemlich verdreckt war. In der gleichen Straße wie das Studentenwohnheim, befanden sich auch ein Intermarché und ein kleiner Bäcker; zur Bahn sowie zu einem größeren Supermarkt waren es ca. 10 Minuten Fußweg. Die Stadt gefiel mir genau wie bei meinem letzten Aufenthalt sehr gut. Sie bietet wirklich viel durch ihr Zentrum, die Ufer der Loire und Erdre und die Kunstprojekte, die sich in der ganzen Stadt entdecken lassen und welche man kostenlos besuchen kann. Sie ist in meinen Augen eine nette kleine französische Stadt, die kaum touristisch ist und deshalb das französische Leben gut darstellt.

Ich möchte mich hiermit auch noch einmal ganz herzlich bei allen Jumeleuren für diesen Aufenthalt bedanken, der durch sie erst so wunderbar geworden ist. Danke für all die Bemühungen, ich bin sehr dankbar dafür - auch wenn mir vielleicht manchmal die Worte gefehlt haben, diese Dankbarkeit auszurücken!
Von Julia B. aus Henstedt- Ulzburg (Schleswig- Holstein)