Nach dem X. Kongress der Eurojumelages in Madrid hatten die spanischen Jumeleure der Sektion AHET Madrid zu dem kulturellen Programm „Madrid im Herbst“ eingeladen. Insgesamt nahmen 48 Personen daran teil: 22 Franzosen, 19 Deutsche, 5 Schweizer und 2 Polen. Von der Sektion Darmstadt nahmen 4 Personen daran teil.
Am Sonntag, den 20. Oktober, zogen wir zunächst vom Kongresshotel Husa Chamartín in das ca. 6 km entfernte Hotel Sterling im Stadtzentrum um, das für die nächsten 4 Nächte unsere Unterkunft war. Ein gemieteter Bus brachte uns um die Mittagszeit dorthin. Nachdem die Zimmer bezogen waren, trafen wir uns alle am Hoteleingang und Amelia von der Sektion Madrid führte uns zum Restaurant Museo del Jamón. Die Stadtführungen am Nachmittag (eine auf deutsch, eine auf französisch) standen unter dem Motto „Gran Vía, 100 Jahre Geschichte“. Diese Straße verläuft quer durch die Innenstadt und verbindet die Calle de Alcalá mit der Plaza de España. Den östlichen Teil dominieren Paläste mit prachtvollen Fassaden, im mittleren Teil findet man viele Geschäfte, Boutiquen und Kaufhäuser, während sich im westlichen Teil Restaurants, Kinos und die besten Theater Spaniens angesiedelt haben.
Montag, der 21. Oktober, begann mit einer Führung durch das Madrid der Habsburger. Auf der Plaza Mayor am Reiterstandbild von Felipe III wartete schon unsere Führerin vom Vortag auf uns. Sie machte uns zunächst auf das Maul des Pferdes aufmerksam, welches heute geschlossen ist. Früher flogen nämlich Spatzen in das Pferdemaul, konnten im Innern aber die Flügel nicht mehr ausbreiten, um wieder herauszukommen. Den so entstandenen Vogelfriedhof mit hunderten von Vogelskeletten im Pferdebauch entdeckte man zufällig bei einer notwendigen Reparatur. Die Plaza Mayor beeindruckt mit ca. 120 m Länge und ca. 90 m Breite und vielen Balkonen sowie mit ihren Bogengängen, die rund um den Platz laufen. Von den zahlreichen Cafés und Gaststätten kann man das lebhafte Treiben der Menschen und Gaukler beobachten. Durch einen der Zugänge verließen wir die Plaza Mayor und gelangten zur Markthalle Mercado de San Miguel, einem Bauwerk aus Glas und Eisen. Einst war es eine einfache Markthalle, heute ist es ein Gourmettempel. Die vielen Tapas sind uns besonders ins Auge gefallen. Vorbei am Teatro Real, der Oper, unweit des Schlosses gelangten wir zum Stadtviertel La Latina. Durch verwinkelte Gassen erreichten wir am Ende der Führung die Plaza de la Villa mit dem Ayuntamiento. Am Nachmittag stand eine Stadtrundfahrt mit dem Bus Madrid City Tour auf dem Programm. Jeder konnte ein- und aussteigen, wann und wo er wollte und so seine Besichtigungstour individuell gestalten.
Als wir am Dienstag, den 22. Oktober, morgens den Retiro-Park an der Puerta de Alcalá betraten, war der Himmel ein wenig grauer und die Luft ein wenig feuchter als an den vorausgegangenen Tagen. Unsere Führerin zeigte uns in dem weitläufigen Park zunächst den großen künstlich angelegten See, an dessen Ufer das große Reiterdenkmal von Alfonso XII steht, umgeben von einem halbrunden Monument mit 76 Säulen. Danach ging es weiter zum Schmuckstück des Parks, dem Palacio de Cristal. Auf dem Weg dorthin begrüßte uns eine Band mit südamerikanischen Klängen. Der Kristallpalast liegt an einem kleinen Teich und besteht aus einer transparenten Glas-Eisen-Konstruktion mit einem schönen weißen Treppenaufgang. Beim Verlassen des Parks kamen wir vorbei an einer 25 m hohen mexikanischen Sumpfzypresse in Kandelaberform mit einem Umfang von 6 m. Sie wurde im Jahr 1632 gepflanzt und ist der älteste Baum in der Stadt. Die Führung endete am Prado, an dessen Kasse die Menschenschlangen wegen des stärker werdenden Regens immer länger wurden. Das imposante Hochhaus der Telefónica in der Gran Via, das wir nach dem Mittagessen besuchten, überragte zur Zeit seiner Erbauung um 1920 alle andern Gebäude von Madrid. Heute ist es hauptsächlich ein Museum. Wir wurden durch eine Sonderausstellung geführt, welche die historische Entwicklung zeigte von Telefonen mit Dynamokurbel bis hin zum Handy und von Handvermittlungen über Stecker bis hin zum modernen elektronischen Vermittlungscomputer. Beeindruckend war auch ein Multimedia-Kunstobjekt bestehend aus einer ca. 20 m langen Passage, bei der über Wände, Decken und Boden digitale Muster, akustisch untermalt, in wechselnder Geschwindigkeit entlang rasten.
Der Vormittag am Mittwoch, den 23. Oktober, stand zur freien Verfügung. So konnte man je nach Lust zum Shopping gehen oder weitere Sehenswürdigkeiten Madrids erkunden. Einige hatten es mit dem Frühstück eilig, denn sie wollten rechtzeitig am Pradomuseum sein, um die langen Warteschlangen zu vermeiden. Nachmittags war eigentlich eine Führung durch den Königspalast geplant, die aber wegen eines Konzertes im Palast nicht stattfinden konnte. Es musste umgeplant werden. Ein Teil der Gruppe entschied sich für das Kunstmuseum Reina Sofia bzw. das Kunstmuseum Thyssen Bornemisza. Einige Franzosen zogen es vor, ins Monasterio de las Descalzas Reales (Kloster der Königlichen Barfüßerinnen) zu gehen. Von Kunst gesättigt, trafen wir uns am Abend am Hoteleingang und machten einen Spaziergang zum Abschiedsessen in einem Restaurant in der Nähe der Puerta del Sol. In mehreren Gängen wurde diniert. Die verschiedenen Nationen sangen bekannte Lieder und die Organisatoren wurden mit Geschenken bedacht. Das war ein wunderschöner Abschluss, denn schon früh am nächsten Morgen flogen bzw. fuhren die ersten Teilnehmer nach Hause.
Irmi Corbet