Es ist Ostersonntag. Wir sind in Florenz

Als wir unsere Unterkunft verließen, trafen wir an der Straßenecke auf vier weiße Ochsen, die einen riesigen Wagen zogen.

Hier wird das Osterfest mindestens seit dem 14. Jahrhundert vom Brauch der "Wagenexplosion" geprägt: Glaube, Geschichte, Leidenschaft und Tradition des Volkes verschmelzen zu einem weltweit einzigartigen Ereignis.
Dieses Ritual hat einen legendären Ursprung. Ein junger Florentiner, Pazzino di Pazzi, nahm am ersten Kreuzzug teil, kletterte als Erster auf die Mauern Jerusalems und entfaltete sein rot-weißes Banner. Für solch eine Heldentat belohnte ihn Gottfried von Bouillon mit drei Feuersteinen aus dem Heiligen Grab. Seitdem wurden die Steine in mehreren Kirchen in Florenz aufbewahrt.

Wir begleiten den Wagen.

Wir sind mitten in einer riesigen Menschenmenge. Vor dem Wagen ist eine Prozession mit Trommeln, Trompeten und in alte Kostüme gekleideten Einwohnern. Sie sind nach sozialer Klasse, nach Beruf gruppiert.  

Schließlich kommt der Wagen zwischen der Kathedrale und dem Baptisterium an..

Eier (gekocht) werden an die Leute verteilt. Fahnen von Florenz werden in die Luft geworfen.
Um 10 Uhr entzündet ein Priester die Osterkerze mithilfe der drei Feuersteine. Um 11 Uhr steigt eine hölzerne Taube, die von einem Pulversystem entlang eines Metalldrahts angetrieben wird, 12 m hoch, verlässt die Kathedrale, zündet das Feuerwerk auf dem Wagen und kehrt zu ihrem Platz im Kirchenchor zurück. Natürlich war diese Zeremonie für uns unzugänglich, aber draußen sahen wir den in Brand gesetzten Wagen (er hält dem Feuer schon seit mehreren Jahrhunderten stand): Feuer, Raketen, Knallkörper, Funken - es ist eine fröhliche Zeremonie. Außergewöhnlich

Yann Praud
Sektion Nantes
France