Inspiriert von unserer Rheinradtour im letzten Jahr und nach der Teilnahme an einer Radtour entlang eines Teilstücks an der Oder, haben sich unsere dänischen Freunde dazu entschlossen vom 11. - 15. Juni eine Radtour bei Kopenhagen zu organisieren. So trafen sich dann am Abend des 11. Juni insgesamt 22 Teilnehmer: 14 Deutsche (davon 6 aus Darmstadt - Irmi & Alfred, Ingelise & Ekkart, Sylvia & Harald) sowie 4 Engländer, 3 Schotten und ein Franzose in der Danhostel Copenhagen Amager.
8 Teilnehmer waren mit dem Flugzeug angereist, die Mehrheit aber mit dem Privat-Pkw mit Zwischenstopps wie z. B. in der Lüneburger Heide und auf Fehmarn. Die meisten Autofahrer hatten ihr eigenes Fahrrad mitgebracht. Man konnte aber auch Fahrräder in der Danhostel mieten, bei rechtzeitiger Anmeldung hatten uns unsere dänischen Freunde ihre Zweiträder zur Verfügung gestellt. Ein Großteil der Teilnehmer kannte sich schon von anderen Veranstaltungen, hauptsächlich von Oscar. Außer den Organisatoren Inge-Lise & Knud Eiler, Kirsten & Henning, Marie & Gustav, Ulla & Steen sowie Gitte, begrüßten uns auch Bente & Bruno, die wir durch unsere Partnerschaft mit Kopenhagen schon seit 1999 kennen.
Der erste Tag unserer Radtour führte uns bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen auf Radwegen zu den Sehenswürdigkeiten von Kopenhagen, die uns Gustav, Henning und Steen erläuterten. Zunächst ging es zu Nyhavn mit den schmucken Giebelhäusern am gleichnamigen Hafenarm, dann weiter zu Schloss Amalienborg, in dem die Königin lebt, am Gefion-Springbrunnen vorbei, dem größten Denkmal von Kopenhagen, bis wir die kleine Meerjungfrau erreichten, deren Geschichte Hans Christian Andersen in seinem Märchen erzählt. Auf der anschließenden Fahrt durch einen Hirschpark konnten wir am Eremitageslottet in der Ferne Hirsche beobachten. Unser Picknick, angeliefert mit dem Auto von Inge Lise und Knud Eiler, nahmen wir im Mølleådalen an einem kleinen See ein. Dann ging die Fahrt weiter zum Freilichtmuseum, in dem die meisten Gebäude mit ihren alten Stuben, Küchen, Ställe, Scheunen und Werkstätten mehr als 200 Jahre alt und mit Möbeln, Hausrat und Textilien eingerichtet sind. Der Rückweg führte uns - auf dem direkten Weg zurück zur Danhostel - durch das Zentrum von Kopenhagen, auf dem streckenweise dichter Fahrradverkahr herrschte. Insgesamt haben wir 56 km auf dem Drahtesel zurückgelegt. Die meisten ließen es sich nicht nehmen, am Abend mit der Metro noch ins Zentrum nach Kopenhagen zu fahren, um von Gitte einige Informationen an interessanten Stellen zu erhalten. Nachdem wir ein paar Kilometer zurückgelegt hatten, genossen wir im Zentrum von Kopenhagen bei Wein, Bier oder Radler den Abschluss dieses schönen Tages.
Anders sah es am zweiten Tag aus. Der Wetterbericht hatte Recht behalten. Als wir morgens aufstanden nieselte es schon. Trotzdem bestieg eine etwas kleinere Gruppe als am Vortag ihre Drahtesel, um auf einer 55 km langen Tour die Halbinsel Amager zu umrunden. Unser erster Stop war eine Beobachterhütte auf dem Deich, der ein Vogelschutzgebiet vom Meer abgrenzt, beliebt unter Ornithologen, die bei besserem Wetter mit langobjektivigen Kameras Jagd auf Falken und andere interessanten Vögel zu machen pflegen. Weiter gings durch Buchenwälder zu einem Naturcenter, wo hauptsächlich Kinder spielen und gleichzeitig die Natur kennen lernen können. Der Regen wurde nun auf dem Weg nach Dragør etwas stärker und genau da passierte es. Henning, unser Anführer bekam einen Platten am Vorderrad und der Ersatzschlauch passte nicht. Während die Gruppe, in Dragoer angekommen, bei einem wärmenden Getränk den nun einsetzenden kräftigen Regenguss durch die Fenster eines Cafés beobachtete, konnte Henning auf einem 6 km langen Fußmarsch testen, wie dicht seine Regenkleidung war. Inzwischen waren Inge-Lise und Knud Eiler mit der Mittagsverpflegung angekommen. Ein mitfühlender Segelclubbesitzer lud uns ein, unsere Lunchbrote im Aufenthaltsraum des Clubs auszupacken. Inzwischen hatte der Regen fast aufgehört und während wir zunächst am Flughafengelände und anschließend den Serpentinenweg am neu angelegten Amaga Strandpark entlang radelten, kam kurzzeitig sogar die Sonne heraus. An der Oper, deren Vordach den Platz vor dem Eingang zu einem Windkanal mit heftigen Böen werden ließ, spaltete sich die Gruppe in einen Teil, den es schnellst möglich zurück zur Jugendherberge zog und einen andern, der die berühmte alternative Wohnsiedlung Christiana erkunden wollte. Während Henning die Fahrräder bewachte, stieß Gitte zur Gruppe, um uns durch Christiana zu führen. Die Leute leben dort teils in ehemaligen Militärgebäuden, teils in selbstgebauten Holzhäusern nach eigenen unkonventionellen Regeln. Wir besichtigten einen Shop, der die berühmten Christianafahrräder mit einer frontal angebrachten großenTransportbox herstellt und einen andern, der alte Eisenöfen restaurierte. Und wir schlenderten über den zentralen Platz, wo an kleinen Ständen Hasch in braunen Tafeln angeboten wird und wo Fotografieren streng verboten ist.
Der dritte Tag unserer Radtour war mit 60 km die längste und windigste Tour. Zum Glück hatten wir am Vormittag Gegenwind und nachmittags Rückenwind. Als wir das Meer erreichten, blies der Wind so stark, dass man Mühe hatte voranzukommen. Auf der anderen Seite der Brücke wurde es besser und in der Gruppe schafft man das sowieso. Unsere heutige Tour führte uns durch Wälder und an Wiesen vorbei entlang der großen Befestigungsanlage, die nach einem Angriff der Briten am Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, um Kopenhagen zu verteidigen. Unser Picknick nahmen wir in einem Naturcenter in Herstedhøje ein, wo es außer einem Café auch eine Ausstellung zu Vögeln und Waldtieren gab. Gleich nebenan war der höchste Berg Dänemarks (67 m) von Menschenhand geschaffen mit aufgeschütteten Schutt aus dem Großraum Kopenhagen. Einige Radfahrer genossen die Aussicht von oben. Wieder durch Wälder und Wiesen war unser nächstes Ziel das Museum Arken, ein Museum für Moderne Kunst in Küstennähe in Ishøj, einem Vorort im Süden der dänischen Hauptstadt. Wir sahen uns das Museum, das die Form einer Arche hat, aber nur von außen an. Dank Rückenwind waren wir wieder schnell zurück an der Danhostel.
Irmi & Alfred Corbet